Donnerstag, 27. September 2012

Traumplätze

                                                       Badenixe in der Binnenalster in Hamburg :-)

Samstag, 17. Dezember 2011

Subkultur in meiner Stadt - schwarz ausgehen in Bielefeld

Dafür dass es Bielefeld laut einer Verschwörung (http://de.wikipedia.org/wiki/Bielefeldverschwörung) gar nicht gibt, hat die ostwestfälische Metropole am Teutoburger Wald doch erstaunlich viel zu bieten, was das Grufti-Herz höher schlagen lässt. Nachdem der weit über die Grenzen der Stadt bekannte Musikclub PC69 im Jahr 2003 seine Pforten schloss, befand sich die schwarze Szene zunächst in Schockstarre. Nach und nach kamen jedoch neue Angebote hinzu und heute kann man als Liebhaber düsterer und experimenteller Klänge aus einer ganzen Reihe an Clubveranstaltungen wählen.

Im Rahmen des Gothic Friday auf  http://www.spontis.de/ hier ein paar Tipps, wo man als Goth in Bielefeld Spaß haben dürfte:

Da wäre zunächst der Ringlokschuppen, in dem es immer wieder freitags finster zur Sache geht. In dem historischen Gebäude mit drei Veranstaltungsflächen trifft sich das, was man heute unter schwarzer Szene versteht. Cyber, Mittelalterfreaks, Emos und ein paar Gruftis bestimmen das Bild und schwingen vor allem zu elektronischen Beats das Tanzbein. Regelmäßig verirren sich bunte Gäste aus den Nachbarhallen auf den schwarzen Floor und trauen sich auch mal auf die Tanzfläche, wenn sich der DJ zu Marilyn Manson, ASP oder anderen massenkompatiblen Titeln hinreißen lässt. Neuerdings lautet das Motto jeden dritten Freitag im Monat Pop & Wave. Dann schwelgt das dunkel angehauchte Ü30-Publikum zu Klängen von Visage, Soft Cell, The Cure und Depeche Mode in Erinnerungen. A propos Depeche Mode: Dreimal im Jahr finden im Ringlokschuppen große DM-Partys statt.

Immer wieder freitags: Szene-Stelldichein im Ringlokschuppen
   
Wer eine größere musikalische Abwechslung sucht, sollte mal im Movie vorbeischauen. Aus dem ehemaligen Kino am Hauptbahnhof ist ein atmosphärischer Club mit gemütlichen Barbereich entstanden, in dem alle zwei Wochen sonntags das Motto "aTRocKX - The dark Exit" lautet. Hier spielen die DJs Feindflug und Combichrist genau so gerne wie Placebo und Muse oder auch alte Szene-Perlen von Shock Therapy und Bauhaus. Weil die fleißigen Bielefelder montags ausgeschlafen zur Arbeit erscheinen wollen, ist es leider meistens nicht besonders voll, so dass man sich vor allem im Discoraum schon mal etwas verloren vorkommt.
Wochenausklang: AtrocKX im Movie
In Bielefeld lässt sich ein Phänomen beobachten, das sich ganz sicher auch in anderen Städten beobachten lässt: Es gibt immer mehr kleine Splitter-Veranstaltungen, die unregelmäßig stattfinden und nur einen kleinen Kreis eingefleischter Fans anziehen. Das hat zwei Gründe: Zum einen wird auf den großen schwarzen Partys vor allem Krawall-Techno für Cyber gespielt, was vielen älteren Gothics auf den Keks geht, zum anderen haben sich in der schwarzen Szene in den vergangenen Jahren so viele Unter-Szenen gegründet, die mitunter gar nichts mehr miteinander anfangen können.

Ein Beispiel dafür ist die Partyreihe "Guitarmen of the Apocalypse", die -wie der Name schon sagt - vor allem auf Gitarrenklänge setzt. Auf DJ Peter Os. Plattenteller drehen sich Batcave-Scheiben von Alien Sex Fiend und Virgin Prunes ebenso wie Post-Punk-Bands a la Editors, O. Children oder Interpol. Und auch der ein oder andere Minimal-Hit gehört zum Programm. Treffpunkt ist alle zwei Monate an einem Samstag im Falkendom, einem etwas heruntergekommenen Jugendkulturzentrum.
Düsterer Gitarrensound: Editors hört man gerne im Falkendom
Das wohl mutigste, weil ausgefallenste DJ-Set liefert in unregelmäßigen Abständen die Party NeonWaves ab. Zurzeit im Bunker Ulmenwall beheimatet, kommen hier Liebhaber obskurer 80er-geprägter Underground-Musik zusammen. Oldschool-EBM trifft Minimal trifft Batcave trifft New Wave. Statt Cyberloxx kann man in dem kleinen unterirdischen Club mit etwas Glück noch den ein oder anderen Iro bewundern. Und auf den Lederjacken trägt man stolz seine musikalischen Vorlieben zur Schau - Neubauten-Männchen und Joy Division-Schriftzug sind hier immer noch en vogue.
Mutige Playlist: Die Neon Waves-Party
Über mehrere Generationen  hat das oben bereits erwähnte legendäre PC69 die musikalische Sozialisation vieler Bielefelder geprägt. Freitags trafen sich dort regelmäßig die Nachtschattengewächse der Region, um im Patchouli-Nebel ihre Tänze zu zelebrieren. Aus den Punks, Gruftis und Wavern sind Beamte, Kaufleute oder Hausfrauen geworden. Zweimal im Jahr kommen sie nun in der Hechelei zusammen, um ihre Pikes zu entstauben und beim PC69-Revival-Wochenende die alten Zeiten wieder aufleben zu lassen. Unoffizielles Motto: Wenn aus Gruftis Gruftis werden ... Weil die Party so beliebt ist, empfiehlt sich der Kartenvorverkauf, der bereits Monate vorher auf www.so-wie-es-damals-war.de kundgetan wird.
Weil früher eben doch alles besser war: PC69-Party in der Hechelei
Einmal im Jahr findet in Bielefeld das Sparrenburgfest statt. Dann halten Gaukler und Dudelsackspieler rund um Bielefelds Wahrzeichen Einzug und manches Szene-Burgfräullein kriegt vor Aufregung feuchte Hände. Denn natürlich ist dieses Mittelalterspektakel ein gesellschaftlicher Höhepunkt im schwarzen Szene-Leben der Stadt. Ein Wochenende lang prostet man sich mit Met zu und genießt den tollen Blick über den Teutoburger Wald. Abends laden der Ringlokschuppen oder das Movie zu szeneaffinen Partys wie dem Burg-Wave ein. Ein Besuch der Sparrenburg lohnt allerdings das ganze Jahr über.
Wallfahrtsort fürs Burgfräullein: Die Sparrenburg
Wer in Bielefeld mit Stil essen gehen möchte, dem sei das Glück und Seligkeit empfohlen. Das Restaurant befindet sich in einer ehemaligen neugotischen Kirche, die 2004 zu einem Gastro-Betrieb umgebaut wurde. Da macht auch der Goth von Welt große Augen, wenn er den Prachtbau betritt. Die Architekten haben wahrlich ein glückliches Händchen bewiesen, denn das Glück und Seligkeit punktet allein schon durch sein ungewöhnliches und geschmackssicheres Innenleben. Modernes Design trifft auf gotische Architektur. Auf der Karte gibt es Fleisch- und Fisch-Gerichte genau so wie Pizzen und Salate. Unbedingt den kanadischen Lachs probieren! Auf den Partys im Glück und Seligkeit dürfte Freunden schwarzer Musik allerdings der Appetit vergehen. Dann kommt in der ehemaligen Kirche Bielefelds Haute Volée zusammen, um bei House und Blackbeats sich selbst zu feiern.
Speisen mit Stil: Das Glück und Seligkeit
Auch im Internet-Zeitalter gibt es noch Läden, die man durch eine Tür betritt. In der Arcade in Bielefeld befindet sich die Underground-Factory, in der auf zwei Etagen Gewandungen, Schuhe und Schmuck aus den schwarzen Modefabriken angeboten werden. Die netten Inhaber helfen gerne weiter, und so lassen sich regelmäßig stahlende Gothic-Lolitas und Gruft-Rocker beobachten, die mit großen Taschen bepackt, die Factory verlassen. Achja, natürlich hat der Laden auch eine Internetseite.

Fazit: Die Szene lebt - und sieht man sich nicht in dieser Welt, dann  sieht man sich in Bielefeld!

Donnerstag, 17. Februar 2011

Music was my first Love


Als Beitrag zur Blogparade von Sponti, dem Gothic Friday, hier der Text zum Thema Musik:
Der erste Blog zum Thema "Wie bist du in die Szene gekommen" ist rechts gelistet. 
 
Was bedeu­tet Musik für Dich? Wie wich­tig ist sie Dir?
Musik ist ein ausgezeichneter Türöffner für Emotionen. Musik kann mich fröhlich stimmen oder traurig. Musik, die mich nicht berührt, langweilt und darf höchstens im Fahrstuhl dudeln.

Wel­che Rich­tun­gen »schwar­zer Musik« hörst du? Nenne ein Bei­spiel, das für Dich deine Bedeu­tung des Genre am bes­ten Wie­der­gibt.
Puh, kreuz und quer. Ehrlich gesagt, finde ich es äußerst schade, dass die Szene in immer mehr Subszenen auseinanderdriftet, in denen nicht nur Verhaltens- und Kleidungscodes, sondern auch die Musik streng vorgegeben wird. Haben so viele Leute so einen beschränkten Horizont? Ich höre Goth-Rock genau so gerne wie EBM und Neofolk genau so gerne wie Synthie-Pop. Es gibt halt überall gute Musiker und schlechte. Man sollte sich das Beste überall herauspicken.

Wie wür­dest deine musi­ka­li­sche Lauf­bahn beschrei­ben?
Da ich in den 90ern in die Szene gekommen bin, haben mich vor allem Gruppen wie Deine Lakeien, Das Ich, Project Pitchfork, Plastic Noise Experience, Silke Bischoff, Love like Blood oder Front 242 geprägt. Diese Bands machten nicht nur krasse Musik, sondern sahen auch noch ziemlich wild aus und gaben somit gleichzeitig die perfekten Rolemodels für pubertierende Halbstarke mit Hang zur Schwermut ab.
Recht schnell habe ich dann aber meine Hausaufgaben gemacht und mir die Urväter des Genres erarbeitet. Also lernte ich Alien Sex Fiend, Bauhaus, Joy Division oder Siouxsie & the Banshees kennen. Schließlich wollte man nicht dumm dastehen, wenn man in Gespräche mit Älteren verwickelt wurde.
In den späten 90ern hatte ich dann eine Trip-Hop-Phase. Keine explizite schwarze Musik, aber Portishead, Massive Attack oder Tricky kreierten auf ihren Alben eine derart dichte Atmosphäre und schufen damit den passenden Soundtrack zu Cannabis-vernebelten Sommerabenden, die zu der Zeit in unserer Klasse gerade schwer en vogue waren.
In den Nuller-Jahren habe ich dann auch die mitunter schwer zugängliche Neofolk- und Neoklassik-Musik für mich entdeckt. Irgendwie die Intellektuellen-Abteilung der Szene und gleichzeitig ganz schön schwer verdaulich. Manchmal muss ich schmunzeln, wenn Freunde in meinem Wohnzimmer the Cure hören und das "voll düster" finden. Sie haben noch nicht Triarii, Ordo Rosarius Equilibrio, Orplid oder The Protagonist gehört - und ich werde es ihnen auch garantiert nicht vorspielen. :-)
Menschen, die in der Lage sind,  melancholische Gefühle zuzulassen, wird bei den Klängen dieser Bands allerdings das Herz aufgehen.



Wie und wo hörst du Musik am liebs­ten?
Eigentlich überall: Nachts im Auto mit Nine Inch Nails über die Autobahn, samstagvormittags saugen mit Phillip Boa, romantische Abende mit Qntal oder wilde Partynächte mit Nitzer Ebb - es gibt für alle Lebenslagen den passenden Soundtrack. 

Wel­che Musik hörst du außer­halb der typi­schen dunk­len Musik noch?
Es gibt eine Menge Musiker, die vielleicht nicht szenerelevant sind, die mir aber trotzdem gut gefallen. Der Titel "Alessandro" von Lady Gaga zum Beispiel. Vor allem das Video spielt mit einer Ästhetik,die in schwarzen Kreisen gerne konsumiert wird. Die Leni-Riefenstahl-Zitate gehören ebenso dazu wie die SM-Anspielungen und religiöse Symbolik. Dass da ganz schön bei Madonna geklaut wurde, verzeihen wir der Lady an der Stelle mal. Auf jeden Fall eines der schicksten Clips des vergangenen Jahres!

Und da wir gerade bei gelungenen Videoclips sind: Björks "All is full of Love", in Szene gesetzt vom genialen Chris Cunningham, ist meines Erachtens ebenfalls ganz großes Kino.

Daneben bin ich ganz großer Nena-Fan. Früher lief auf machen Düsterpartys immer ihr Leuchtturm-Lied und gerade hat sie ja auch mit Peter Heppner einen ihrer alten Titel neu aufgenommen.



Mal ange­nom­men, Du könn­test ein Instru­ment spie­len, hät­test eine tolle Stimme und wür­dest zusam­men mit Freun­den eine Band grün­den. Wel­che Rolle in der Band wäre Deine?
Ich wäre natürlich der Sänger. Denn der greift nach den Konzerten am meisten Groupies ab, wird in Interviews als erster gefragt und hängt bei den Fans als Poster über dem Bett.

Nenne 5 dei­ner Alben die für Dich unver­zicht­bar mit Szene ver­bun­den sind.
Tja, das sind natürlich die großen Klassiker, ohne die es "die Szene" gar nicht geben würde.
Sisters of Mercy: First and Last and Always
Joy Division: Unknown Pleasures
Siouxsie & the Banshees: Once upon a Time
Kraftwerk: Menschmaschine
Zillo-Sampler Vol.1 - darauf kündigten sich all jene Bands an, die die deutsche Goth-Szene in den 1990ern maßgeblich beeinflusst haben.
Jeder Christ hat die Bibel zuhause, jeder Goth sollte diese Alben im CD-Regal stehen haben.


Wer oder was reprä­sen­tiert für die Dich die Zukunft der »schwar­zen« Musik?
Spannend bleibt es gewiss, denn von ihren Anfängen bis heute, hat sich die Goth-Musik auf der einen Seite stetig gewandelt, auf der anderen Seite gibt es bis heute viele Bands, die sich den Ursprüngen verbunden fühlen und deren Musik auf traditionelle Muster aus den 70er und 80ern verweist.
Ich denke, dass der 80er-Jahre-Pop-und-Wave weiterhin eine große Rolle spielen wird. Bands wie Schwefelgelb oder auch Hurts kommen mit ihrem Retrosound auch heute bestens an und klingen trotzdem modern. Auch die vielen Postpunk-Bands, die auf den Spuren von Joy Division wandeln, schaffen es immer noch, mitreißende Songs zu veröffentlich. Wer's nicht glaubt, sollte sich neben den Editors oder Interpol auch mal die aktuellen Produktionen von O. Children, Veil Veil Vanish oder Blacklist anhören.